Ja, während einer Testosteron-Kur kann eine Unfruchtbarkeit entstehen. Nach dem Absetzen einer Testosteron-Kur können zudem Erektionsstörungen auftreten.
Die Unfruchtbarkeit während des Konsums hängt mit der gedrosselten körpereigenen Spermienproduktion zusammen.
Die Erektionsstörungen treten dagegen häufig erst nach einer Kur auf, wodurch der Testosteronwert besonders niedrig fällt.
Wichtig: Potenzmittel können in dieser Phase zwar nicht die Unfruchtbarkeit beheben, aber zumindest Erektionsstörungen aufheben.
Aufklärung von unseren medizinischen Fachautoren Jens Winkler.
Was sind Anabolika und Testokuren?
Streng genommen zählen zu den Anabolika alle Substanzen, die den Aufbau von Körpermasse in Proteinform (Muskulatur) und Fettabbau fördern, denn genau das bedeutet „anabol“.
Dazu gehören neben den anabol-androgenen Steroiden (AAS) als synthetische Testosteron-Abkömmlinge noch Beta-2-Sympathomimetika (z. B. Clenbuterol), Wachstumsfaktoren (EPO, STH oder IGF-1 + Insulin) und selektive Androgenrezeptormodulatoren (Andarine, Ostarine).
Diese Substanzklassen werden im Doping gezielt eingesetzt aber auch im Fitness-Bereich im Rahmen von sogenannten „(Testo-)Kuren“ kombiniert, dann allerdings illegal, denn zugelassene Mittel sind rezeptpflichtig.
Bekannte Steroide (AAS)
Die einzelnen Wirkstoffe unterscheiden sich teils erheblich und werden ihrerseits in Unterklassen und „Generationen“ differenziert.
Relevant für gewünschte Haupt- und unerwünschte Nebenwirkungen ist, wie weit das Wirkspektrum aufseiten der Anabolie steht im Vergleich zur androgenen, also „männlich machenden“. Außerdem sind die Stoffe noch unterschiedlich selektiv in Bezug auf Rezeptorsubtypen, die überall im Körper verteilt sind.
- Typische Kuren dauern zwischen 4 und 6 Monate („on“-Modus), danach wird eine Pause („off“) eingelegt.
Nicht selten allerdings weiten sich Kuren deutlich länger aus bis hin zu Jahrzehnten, denn die psychische Abhängigkeitsgefahr ist sehr hoch.
Testosteronpräparate:
- Testosteroncypionat
- Testosterondecanoat
- Testosteronenanthat
- Testosteronisocaproat
- Testosteronphenylpropionat
- Testosteronpropionat
- Dehydrochlormethyltestosteron
Vollsynthetische Steroide:
- Furazabol
- Nandrolon
- Metandienon
- Metenolon
- Oralturinabol
- Stanozolol
- Trenbolon
Warum werden Anabolika eingenommen?
Gesunde Männer haben bei medizinisch nicht angezeigter Nutzung von Anabolika mit überwiegend gesundheitlich nachteiligen Wirkungen zu rechnen – und handeln zudem illegal.
Von einer Testosteron-Kur profitieren allenfalls Männer, die bereits zuvor unter einer Keimdrüsenunterfunktion mit Testosteronmangel gelitten haben.
Bei allen anderen drohen über kurz oder lang im Fortpflanzungsbereich, teils schon während, teils erst nach einer Kur.
Nachteile & Nebenwirkungen von Anabolika Missbrauch:
- Verringerung der Spermatogenese (Samenzellbildung)
- Gynäkomastie („Gyn“, Vergrößerung der Brustdrüse)
- Hodenatrophie (Schrumpfung)
- Verlust der Libido (Weniger Lust auf Sex)
- Infertilität (Unfruchtbarkeit)
- erektile Dysfunktion
Schwere Nebenwirkungen von Anabolika
- Es gibt durchaus noch weitere Nebenwirkungen, gravierender Art.
Gerade längere und oder wiederholte Anabolika-Anwendung hat ein mehrfach nachgewiesenes Risiko für durchaus schwerwiegende Nebenwirkungen. Dagegen nehmen sich negative Effekte auf die Haut (Akne, Haarausfall, Wachstumsstreifen) geradezu harmlos aus.
- reduzierte Herzleistung (übermäßige Herzmuskelvergrößerung mit Gefahr der Unterversorgung: linksventrikuläre Hypertrophie)
- erhöhte, ungünstige Blutfette (LDL/HDL, Arteriosklerose!)
- Herzinfarkt, Schlaganfall
- Bluthochdruck
- Blutveränderungen (erhöhte Viskosität, Blutzellenüberproduktion)
- Lebervergiftung (v.a. bei oraler Aufnahme als Tabletten)
- Nierenversagen
- höheres Krebs- und Tumorrisiko: Prostata, Leber, Niere
- Psyche: Depression, Aggression
Impotenz nach Steroide-Konsum
- Erektionsstörungen (keine ausreichend harte Erektion mehr) sind vor allem nach einer Testosteronkur zu erwarten. Während der Kur beklagen Männer ein schrumpfen der Hoden und dadurch auch eine verringerte Spermaqualität, welche zu einer Unfruchtbarkeit führen kann.
AAS erscheinen auf den ersten Blick als das Gegenteil der oben beschriebenen Antiandrogen-Substanzklasse, denn sie erhöhen ja schließlich den Androgenspiegel im Körper.
Folglich müsste die Männlichkeit geradezu einen Boost erfahren. Das tut sie häufig auch, je nach Wirkstoff(en), Dosierung (> 600 mg pro Woche) und individueller Veranlagung sind Besserungen der Erektionsfähigkeit die Regel.
Allerdings nicht anhaltend. Beim Absetzen, nach Kurende, ist dann schnell das Gegenteil der Fall. Besonders Männer, die sich länger als einige Wochen und häufig Steroide verabreichen, klagen nach der AAS-Kur sehr häufig über Funktionsstörungen des Penis und Symptome eines Testosteronmangels.
Wieso machen Anabolika Impotent?
Via negativer Rückkopplung beginnt der Organismus schon innerhalb kürzester Zeit nach Kurbeginn die körpereigene Produktion von Testosteron sowie der für die Spermienproduktion verantwortlichen Gonatropine zu drosseln. Dies ist der natürliche Mechanismus zur Regulierung eines gesunden Androgenspiegels.
Praktisch die gesamte funktionelle Einheit zwischen Hirn (Hypothalamus, Hypophyse) und Hoden kann mehr oder weniger zum Erliegen kommen.
- Dies wiederum hat dann eine Verkümmerung zur Folge: Hoden schrumpfen und reduzieren ihre Hauptfunktionen, die Produktion von Testosteron und Samenzellen.
Fakt ist, dass eine längere und wiederholte exogene Zufuhr von Testosteron und Testosteron-Nachahmern regelmäßig zu einem Hypogonadismus (anabolikainduzierter Hypogonadismus AIH), also einem induzierten Testosteronmangel nach Absetzen der Steroide führt. Mit sexueller Dysfunktion inklusive ED als Konsequenz.
Wie lange ist man nach Steroiden impotent?
Dieser Zustand ist zwar weitestgehend reversibel, das Wiederhochfahren der Hodenfunktion beansprucht jedoch Zeit. In aktuellen Studien festgestellte Regenerationsdauern reichen von einigen Wochen und Monaten bis zu mehr als einem Jahr. Auch die Spermienqualität kehrt in dieser Zeit zurück.
Doch fast ein Drittel ehemaliger AAS-Missbräuchler (über 10 Jahre, mehr als 40 Wochen jährlich) müssen mit bleibendem AIH (Testosteron unter 12,1 Nanomol pro Liter) und weiteren Gesundheitseinschränkungen leben.
Unfruchtbarkeit und sexuelle Dysfunktion durch Anabolika-Missbrauch werden die nächsten Jahrzehnte wohl vermehrt an öffentlicher Aufmerksamkeit gewinnen.
Sind Erektionsstörungen auch während der Testosteronkur möglich?
Über Potenzschwierigkeiten schon im Laufe einer Kur wird ebenfalls häufiger in entsprechenden Communitys berichtet. Studien über solche Beobachtungen oder gar Ursachen dafür sucht man indes vergebens.
Die Hodenatrophie ist zwar neben der Gynäkomastie eine der häufigsten Nebenwirkungen schon während der Applikation, der endogene Testosteronmangel sollte jedoch durch die zugeführten synthetischen Hormone mehr als wettgemacht sein, siehe oben.
Dennoch scheinen manche Männer genau die Symptome eines Mangels zu entwickeln. Denkbare Gründe für die genannten Fälle gibt es viele, unter anderem nachgewiesene Verunreinigungen in illegal herstellten Präparaten, doch eben keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen dazu.
Potenzmittel und Anabolika?
PDE-5-Hemmer sind in der langen Liste der Zusatzmedikamente und Nahrungsergänzungsmittel von routinierten AAS-Anwendern mit auf den vorderen Plätzen.
Sofern der Mann insgesamt gesund ist und keinerlei Hinweise auf bereits eingetretene Schäden durch jahrelangen Anabolika-Gebrauch bestehen, spricht zunächst auch nichts gegen die Einnahme von Sildenafil oder Tadalafil.
Bei Herzproblemen, Leberschäden, Bluthochdruck, erhöhten Blutfetten oder Nierenschäden als mögliche Folge von Steroiden ist allerdings Vorsicht geboten und in jedem Fall ein Arzt zurate zu ziehen.
Potenzmittel dauerhaft einnehmen?
Während all diese Potenzmittel nur bei Bedarf eingenommen werden, kann Cialis (Tadalafil) in geringer Dosis auch täglich eingenommen werden. Dadurch werden Potenzstörungen dauerhaft behoben und psychologische Nachteile wie einem geringeren Selbstvertrauen deutlich verbessert.
Die tägliche Einnahem von Tadalafil ist im übrigen auch für Sportler interessant, da die Durchblutung somit dauerhaft verbessert ist, ein entzündungshemmender Effekt entsteht und das natürliche Verhältnis zwischen Testosteron und Östrogen verbessert wird. Tatsächlich hat Tadalafil einen Östrogenhemmenden Effekt wodurch der Körper mehr Testosteron produzieren kann. Dies ist natürlich auf keinen Anabolika Niveau, hat allerdings einen leichten Vorteil gegenüber der Anwendung von Potenzmittel nur bei Bedarf.
Sichtbarere Adern?
Auch eine deutlich stärkere Vaskularität ist durch die tägliche Einnahme von Tadalafil zu bemerken. Dadurch ist beim Kraftsport ein stärkerer „Pump“ zu bemerken und die Adern werden deutlich sichtbarer..
Ein Rezept für die Behandlung mit einem PDE-5-Hemmer kann vom Hausarzt, Urologen oder über eine Online Diagnose ausgestellt werden. Adressen gibt es hier.
Quellen:
- Impact of anabolic androgenic steroids on sexual function | doi.org
- Effects of Anabolic Androgenic Steroids on the Reproductive System of Athletes and Recreational Users: A Systematic Review and Meta-Analysis | doi.org
- Substance Abuse and Male Hypogonadism | doi.org
- Doping – Anabolika | gesundheits-lexikon.com
- MECHANISMS IN ENDOCRINOLOGY: Medical consequences of doping with anabolic androgenic steroids: effects on reproductive functions | doi.org
- Former Abusers of Anabolic Androgenic Steroids Exhibit Decreased Testosterone Levels and Hypogonadal Symptoms Years after Cessation: A Case-Control Study | doi.org
- Polypharmacy among anabolic-androgenic steroid users: a descriptive metasynthesis | doi.org
- Taking Steroids and Viagra: Is It Safe? | healthline.com