Was ist Impotenz?
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Impotenz ist der umgangssprachliche Oberbegriff für verschiedene Einschränkungen der Zeugungsfähigkeit. Häufig ist zu beobachten, dass der Begriff „Impotenz“ im Sprachgebrauch mit „Dysfunktion“ gleichgesetzt ist. Dies stimmt aus medizinischer Sicht nicht. Stattdessen gliedert sich Impotenz in verschiedene Funktionsstörungen.
- Erektile Dysfunktion:
Die erektile Dysfunktion, auch „impotentia coeundi“ genannt, bezeichnet die teilweise oder vollständige Unfähigkeit, eine für den penetrativen Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion aufzubauen und zu halten. - Anejakulation:
Die Anejakulation, auch als „impotentia ejaculandi“ bekannt, bezeichnet die Unfähigkeit, zu ejakulieren. Während in diesem Fall normaler Geschlechtsverkehr vollzogen werden kann, bleibt der Samenerguss aus. - Unfruchtbarkeit:
Sterilität, medizinisch auch „impotentia generandi“, bezeichnet die Unfähigkeit zur Zeugung eines Kindes. Trotz normaler Erektion samt Samenerguss und wiederholten Geschlechtsverkehr ist die natürliche Befruchtung der Eizelle in diesem Fall nicht möglich.
Erektile Dysfunktion
Als erektile Dysfunktion (ED) wird die gestörte oder ausbleibende Erektion des Penis bei sexueller Erregung bezeichnet. Mediziner sprechen dann von einer Dysfunktion (auch Potenzstörung oder Erektionsstörung), wenn mindestens zwei Drittel der Versuche, eine Erektion aufzubauen, scheitern.
Für eine stichhaltige Diagnose muss dieser Zustand über einen längeren Zeitraum anhalten (mindestens sechs Monate). Bei nur gelegentlichen Versagen, ist medizinisch betrachtet noch nicht von einer Erektionsstörung die Sprache.
Ursachen
Grundsätzlich ist bei den Ursachen zwischen physischen und psychischen Aspekten zu unterscheiden.1Erectile dysfunction. Urology Care Foundation. Accessed Nov. 26, 2016 – urologyhealth.org Unter dem Menüpunkt „Ursachen von Impotenz“ haben wir uns ausführlich den möglichen Ursachen von Erektionsstörungen gewidmet.
Das Risiko einer erektilen Dysfunktion steigt mit zunehmendem Alter. In der Altersgruppe der 40 bis 49-Jährigen leidet etwa jeder zehnte Mann unter der Potenzstörung. Von den 60 bis 69-Jährigen Männern ist es bereits jeder dritte. Dies zeigte eine umfassende Studie der Universität Köln aus dem Jahr 2000.
Aktuelle Erhebungen zeigen, dass etwa 25 Prozent der Fälle erektiler Dysfunktion auf medikamentöse Ursachen zurückgeführt werden können. Besonders Wirkstoffe, die gegen Bluthochdruck oder Schmerzempfinden eingesetzt werden, stehen im Verdacht, die männliche Sexualität zu beeinträchtigen. Das Absetzen der Medikamente kann ein entscheidender Schritt zur Behebung des Problems sein.
Bestimmte Vorerkrankungen erhöhen das Risiko einer erektilen Dysfunktion signifikant und sind daher zu den Ursachen zu zählen. Besonders Erkrankungen der Nervenbahnen und Blutgefäße sind für die Potenzstörungen verantwortlich. Dazu zählen etwa Multiple Sklerose, Bluthochdruck oder Diabetes.
Sie können einerseits die Sensibilität und damit die sexuelle Erregbarkeit beeinträchtigen. Andererseits sind Störungen des Blutflusses möglich, weshalb die Schwellkörper nicht mehr ausreichend gefüllt werden können. Eine Behandlung der Grunderkrankung führt in der Regel zu einer Besserung der Erektionsstörung.
Auch der Missbrauch von Alkohol und anderen Drogen kann für die Potenzstörung verantwortlich sein. Langfristig führt Alkohol zu einer Schädigung der Nerven, was den Aufbau einer Erektion erschwert. Außerdem sinkt der Testosteronspiegel ab, was zu einer bleibenden Störung des Hormonhaushalts führen kann.
Unter anderen Drogen spielt vor allem das Rauchen eine bedeutende Rolle. Über die Jahre entsteht eine Gefäßverengung, welche den für die Erektion notwendigen Blutfluss behindert. Darüber hinaus verlieren die Schwellkörper durch das Rauchen an Elastizität, was den Aufbau einer Erektion ebenfalls erschwert.
Nicht immer sind körperliche Veränderungen Ursache der erektilen Dysfunktion. Mögliche psychische Ursachen sind sexuelle Hemmungen oder Versagensängste, welche einer Erektion im Wege stehen. Menschen mit Depressionen leiden ebenfalls besonders oft unter einer Erektionsstörung. Auch die Abhängigkeit von pornographischen Inhalten kann dafür verantwortlich sein, dass beim herkömmlichen Geschlechtsverkehr keine Erektion auftritt.
Diagnostik
Eine frühzeitige ärztliche Untersuchung ist beim Verdacht auf erektile Dysfunktion aus zweierlei Gründen wichtig:
- Die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung der Erektionsstörung stehen besser, sofern diese in einem frühen Stadium erkannt wird. Durch individuelle Therapien ist Besserung zu erreichen.
- Die Potenzstörung kann Indikator ernstlicher Erkrankungen sein, die unbehandelt lebensgefährlich sind. Durch den Arztbesuch ist auch hier ein frühzeitiges Einschreiten möglich.
Je nach Symptomatik können zur Diagnose der erektilen Dysfunktion die folgenden Untersuchungsmethoden eingesetzt werden.
- Biothesiometrie
- Dynamometrie
- Elektromyographie
- RIGIscan
- Ultraschall
Die Diagnostik der Impotenz, worunter häufig Erektionsstörungen verstanden werden, haben wir im gesonderten Artikel noch genauer erläutert.
Behandlung
Bei den meisten Patienten wird zunächst durch eine Anpassung des Lebensstils versucht, dem Problem der erektilen Dysfunktion zu begegnen. Dies umfasst einerseits gesteigerte körperliche Bewegung und eine ausgewogene Ernährung.
Eine temporäre Überwindung der Problematik ist durch die Verschreibung eines Potenzmittels möglich. Medikamente aus der Gruppe der PDE-5-Hemmer sind in Kombination mit sexueller Erregung dazu geeignet, die erektile Dysfunktion zu überkommen.
Alternativ werden die Injektionstherapie oder die physikalische Therapie bei der Behandlung eingesetzt. Aufgrund der Risiken des Eingriffs wird die operative Behandlung nur selten in Erwägung gezogen.
Bei psychologischen Ursachen ist die psychotherapeutische Behandlung der Patienten üblich. Liegt der Potenzstörung eine Abhängigkeit von pornographischen Inhalten zugrunde, so kann eine Reduktion des Konsums bereits nach wenigen Wochen eine signifikante Wirkung entfalten.
Bei der Wahl der Behandlung wird auf die evidenzbasierte S1-Leitlinie geachtet.2Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion Entwicklungsstufe: S1 Federführend: Prof. Dr. W. H. Jost, Freiburg Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie – dgn.org
Bekannte Behandlungsmethoden:
- Psychotherapie
- Pharmakotherapie
- Operative Verfahren
- Stoßwellentherapie
- Hilfsmittel
Anejakulation
Die Anejakulation bezeichnet den ausbleibenden Samenerguss bei erfolgtem Orgasmus. Dabei gelangt kein Sperma in die Harnröhre, wodurch der Zeugungsakt nicht abgeschlossen werden kann.
Ursachen
Sowohl körperliche und medikamentöse, als auch psychologische Ursachen können der Anejakulation zugrunde liegen.
Unter den körperlichen Ursachen ragt der Verschluss der Harnröhre hervor. Auch eine Störung des reflektorischen Blasenhalsverschlusses kann für die Unfähigkeit zur Ejakulation verantwortlich sein. Bisweilen leiden die Patienten auch unter den Nachwirkungen eines chirurgischen Eingriffes.
Auch Tumore, Verletzungen der Wirbelsäule oder Störungen der Nervenbahnen können dafür verantwortlich sein, dass die Ejakulation ausbleibt. Letztere werden zum Beispiel durch Vorerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Diabetes mellitus hervorgerufen.
Bei der Untersuchung der Ursachen kommt dem Blick auf die persönliche Medikation eine besondere Bedeutung zu. Besonders Antipsychotika, Antidepressiva und Alpha-1-Blocker stehen im Verdacht, zugleich für eine gestörte Ejakulation verantwortlich zu sein. Gegebenenfalls kann die vorübergehende Absetzung der Medikamente für Klarheit sorgen.
Versagensängste, Probleme in der Beziehung oder Depressionen sind häufige psychische Ursachen für die Anejakulation. Auch allgemeine sexuelle Unzufriedenheit kann hinter dem Problem stehen.
Des Weiteren spielen gravierende Unterschiede zwischen sexueller Fantasie und Realität eine entscheidende Rolle. Sie können zum Beispiel durch den regelmäßigen Konsum pornografischen Materials hervorgerufen werden
Diagnostik
Oftmals ergibt sich ein erster Verdacht der Ursache bereits aus dem Anamnesegespräch mit dem Patienten. Zur Diagnose körperlicher Ursachen kommen häufig die transrektale Sonografie und die Vasographie zum Einsatz. Beide Methoden bieten dem Facharzt die Möglichkeit, umliegende organische Strukturen zu untersuchen.
Kristallisieren sich psychische Ursachen heraus, die für die Anejakulation verantwortlich sind, können diese erst im Austausch mit einem Psychotherapeuten genauer definiert werden
Behandlung
Je nach Ursache wird zur Behandlung der Anejakulation häufig auf eine Stimulation der umliegenden Nerven gesetzt. Dies kann einerseits durch schwache elektrische Impulse, aber auch durch Medikation geschehen. Besonders der Schwäche des Blasenschließmuskels lässt sich auf diese Weise entgegenwirken.
Psychogenen Ursachen lässt sich hingegen in der kommunikativen Therapie entgegenwirken. Dazu sind meist mehrere Sitzungen und ein individueller Therapieplan notwendig.
Sterilität
Impotentia generandi, oder auch „Sterilität“ bezeichnet die Zeugungsfähigkeit des Mannes trotz wiederholten Geschlechtsverkehrs innerhalb eines Jahres. Besonders bei Männern werden die Begriffe Sterilität und Infertilität dabei häufig synonym verwendet. Um die Zeugungsunfähigkeit zu diagnostizieren, wird ein Fruchtbarkeitsdiagnostik durchgeführt.
Ursachen
Bei den Ursachen muss zwischen körperlichen, endokrinen und genetischen Faktoren unterschieden werden.
Die körperlichen Ursachen der Sterilität umfassen beim Mann vor allem Erkrankungen des Hodens oder der Samenwege. Ein Hodentrauma, eine Infektion der Hoden oder eine medikamentöse Schädigung der Hoden zählen zu diesen Auslösern. Die Samenwege können zum Beispiel durch entzündliche Stenzen oder eine Leistenhernie auf beiden Seiten beeinträchtigt sein.
Weitere Ursachen betreffen eine Dysfunktion der Spermien. Eine immobile Spermiengeißel oder ein vorliegender Reifungsdefekt können dafür verantwortlich sein, dass keine Zeugung erfolgen kann.
Zu den endokrinen Ursachen der Sterilität zählt zum Beispiel eine gestörte Testosteronproduktion. Auch eine Störung der hypophysären Freisetzung von LH und FSH, zweier wichtiger Hormone, kann dafür verantwortlich sein. Auch Hyperöstrogenämie, zum Beispiel als Begleiterscheinung einer Leberzirrhose, zählt zu den endokrinen Ursachen der Erkrankung.
Inzwischen sind verschiedene genetische Defekte bekannt, welche das Risiko der Sterilität mit sich bringen.
Bekannt hierfür sind:
- Klinefelter-Syndrom
- Pseudohermaphroditismus
- Prader-Willi-Syndrom
- Adrenogenitales Syndrom
Diese genetischen Faktoren seien nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Da Zeugungsunfähigkeit nur eines von vielen Merkmale dieser genetischen Ursachen ist, können sie in der Regel von Beginn an ausgeschlossen werden.
Diagnostik
Die Diagnose von Impotentia generandi baut auf vier wichtigen Säulen der Fruchtbarkeitsdiagnostik auf. Die erste davon ist eine ausführliche Anamnese unter Berücksichtigung der Krankengeschichte. Um die Ursache genauer eingrenzen zu können, finden unterschiedliche Untersuchungen des Hormonhaushalts statt, bei denen auf Testosteron, LH, FSH, SHBG, Prolaktin und TSH getestet wird. Gegebenenfalls kann auch der GnRH-Test herangezogen werden.
Auf organische Ursachen wird mithilfe des klassischen Ultraschalls untersucht. Damit lässt sich zum Beispiel das Hodenvolumen genauer bestimmen. Auch Krampfadern am Hodensack, sogenannte Varikozele, lassen sich damit bestimmen. Abschließend wird eine Untersuchung des Ejakulats auf ungewöhnliche Veränderungen durchgeführt.
Behandlung
Je nach Ursache kann eine hormonelle Therapie für die erfolgreiche Behandlung eingesetzt werden. Alternativ ist es möglich, körperliche Schädigungen der Hoden operativ zu beheben. Zusätzlich kann eine Absetzung bestimmter Medikamente vorgenommen werden, um der Impotentia generandi zu begegnen.
Literatur:
- Erectile dysfunction. Urology Care Foundation. Accessed Nov. 26, 2016 – urologyhealth.org
- Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie Diagnostik und Therapie der erektilen Dysfunktion Entwicklungsstufe: S1 Federführend: Prof. Dr. W. H. Jost, Freiburg Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie – dgn.org
- Braun, M.; Wassmer, G.; Klotz, T. u.a.: Epidemiology of erectile dysfunction: results of the ‚Cologne Male Survey‘. In: International Journal of Impotence Research Bd. 12 (2000). S. 305 – 311.
- Huang, Sheron A.; Lie, Shanette D.: Phosphodiesterase-5 (PDE5) Inhibitors In the Management of Erectile Dysfunction. In: Pharmacy and Therapeutics Bd. 38 (2013). S. 414 – 419.
- Rastrelli, Julia; Maggi, Mario: Erectile dysfunction in fit and healthy young men: psychological or pathological? In: Translational Andrology and Urology Bd. 6 (2017). S. 79 – 90